Drei Tage Budapest, das ist zu wenig für eine Stadt, die viel zu bieten hat. Es reicht gerade für die schönsten Panoramablicke.

Auf meiner Reise nach Bulgarien machte ich in Budapest für drei Tage Station. Vor langer, langer Zeit, war ich schon mal hier. Ich bin gespannt, was aus Budapest in all der Zeit geworden ist. Da brauche ich nicht lange zu suchen, bereits auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel gerät das Taxi in einen riesigen Stau, denn Budapest ist durchsetzt von Baustellen. Das ist erst mal schade, aber dann auch wieder vielversprechend, denn wenn mal alles fertig ist, wird die charmante Stadt hoffentlich die Beachtung genießen, die sie verdient.

Der Taximann, ein Mann von Welt, spricht fließend englisch und deutsch, hatte als Reisebusfahrer gearbeitet und kannte die ganze Welt. So wird die Fahrt im Stau nicht langweilig. Der Flughafen liegt auf der Pester Seite der Donau und mein Hotel in Buda auf der anderen Seite. Auch die Freiheitsbrücke, die direkt zum Hotel führt, ist wegen Bauarbeiten für den Autoverkehr gesperrt, Fußgänger dürfen aber drüberlaufen.

Wir müssen über die Elisabethbrücke fahren und an der Donau entlang wieder zurück zum Gellertberg, an dessen Fuß mein Hotel liegt. Im Gellerthotel werde ich fürstlich behandelt, sofort ein Gepäckträger am Auto, zuvorkommender deutschsprechender Empfang an der Rezeption, freundliche Hinweise auf die Dienstleistungen des Hotels, gediegene Atmosphäre, küss die Hand. Ich hatte das Gellerthotel gewählt, weil ich es früher schon so faszinierend fand mit seiner orientalisch anmutenden Architektur, aber damals war es für mich unerschwinglich gewesen.

Budapest Gellerthotel

Auch innen macht das Hotel einen luxuriösen und großzügigen Eindruck, Mosaiks auf dem Boden, bunte Glasfenster, die ungarische Szenen darstellen, Säulen, Lichthof. Das Zimmer ist zwar für so einen Luxusbau ein bisschen simpel, aber es ist alles da, was man so braucht, Fernseher mit deutschen Programmen, Föhn, ein Schild „bitte nicht stören“ und sogar ein Bademantel für das Thermalbad. Darauf freue ich mich besonders. Das Bad ist zwar im Hotel untergebracht, gehört aber der Stadt. Hotelgäste haben freien Eintritt, d.h. er ist im Zimmerpreis inbegriffen. Es gibt einen direkten Fahrstuhl von der Etage ins Bad. Also nichts wie los und erst mal im warmen Wasser relaxen. Die ältere Dame, die den Fahrstuhl bedient, freut sich, dass ich Jó napot kivánok (Guten Tag) und köszönöm (danke) sagen kann und will gleich ein Gespräch mit mir anfangen, aber da kann ich nur noch sagen: nem tudok magyarul (ich kann kein ungarisch). Ungarisch ist eine finno-ugrische Sprache und gehört nicht zur indoeuropäischen Sprachfamilie. Es ist deshalb schwer zu lernen. Auch für die Ungarn muss es schwierig sein, sich in Sprachen mit einer völlig andersartigen Struktur einzufühlen. Das merkt man aber nicht, denn viele ältere Ungarn sprechen Deutsch und die Jungen sprechen Englisch, ein begabtes Völkchen. Ich höre Ungarisch gern, die mehrsilbigen Wörter haben entweder alle helle Vokale z.B. gyermek - Kind oder dunkle z.B. magyarul-ungarisch. Artikel und Pronomen werden hintendran gehängt: gyermekek - die Kinder, gyermekeknek – für die Kinder. Das klingt lustig.

Aber nun zum Bad. Das große Hallenbad mit dem Glasdach ist für alle zugänglich, dahinter liegt ein kleines Becken mit Thermalwasser. Draußen gibt’s auch noch mehrere Becken, eines sogar mit Wellen. Besonders schön, ist das Frauenthermalbad. Es ist ganz mit Mosaiks ausgelegt und wirkt sehr orientalisch. Zwei Becken liegen sich gegenüber, eins mit 36°C in das andere mit 38°C. Das tut der Wirbelsäule guuuuut. An der Seite gibt’s Duschen und ein Tauchbecken mit sehr kaltem Wasser brrrrrrrr. Fotografieren darf man hier nicht, versteht sich.


Frisch gestärkt und voller Energie mach ich auf zur Stadtbesichtigung. Der Vorteil ist, dass man hier viel zu Fuß erlaufen kann. Zuerst geht’s über die Freiheitsbrücke zur Markthalle. Die Stände quellen über von Obst und Gemüse. Weiter hinten gibts Fleisch und Fisch und überall hängen ungarische Salami und scharfes Paprika herum und lassen einem das Wasser im Mund zusammen laufen. Gut, dass ich nicht kochen muss, sonst würde ich hier mit einem Lieferwagen rausfahren müssen. So begnüge ich mich mit einigen saftigen sonnengereiften Pfirsichen und einem ungarischen Kaffee, extrem stark, extrem schwarz und extrem süß - nagyon jó –sehr gut. Auf der Etage gibt’s Kunst und Kitsch, farbenfrohe ungarische Stickereien und natürlich „Made in Taiwan“.

Die Váci utca, beliebte Fußgängerzone und Einkaufsmeile, ist auch ganz in der Nähe. Straßenrestaurants laden ein, ungarische Spezialitäten zu kosten, allerdings sind die Preise so saftig wie die Gulaschsuppe. Leider gibt es hier nun auch die gleichen Geschäfte, wie in den Fußgängerzonen Hamburgs oder Münchens, das ist nicht wirklich originell. Das Wetter lässt zu wünschen übrig, deshalb beschließe ich, ins Ethnografische Museum zu gehen. Auf dem Weg dorthin begegne ich diesem Magyaren, er kommt wahrscheinlich gerade aus der Puszta und fühlt sich in der Großstadt ein bisschen verloren ;-)

Das Ethnografische Museum ist auch so ein Prachtbau, denn es sollte eigentlich ein Parlamentsgebäude werden. Nach der Vereinigung der beiden Städte Pest und Buda wurde ein Wettbewerb für Pläne zu einem Parlamentsgebäude ausgeschrieben. Auch der zweite und dritte Platz wurde realisiert, eins davon ist das heutige Museum.

Abends schlendere ich durch die Vaci utca auf der Suche nach einem guten ungarischen Essen, koste es, was es wolle. Ich setze mich in eines der Straßenrestaurants und bestelle Pörkölt mit Spätzle. Das ist das, was wir als Gulasch bezeichnen, und es schmeckt ausgezeichnet. Dazu gibt’s natürlich Wein und zu Ehren meiner Großmutter – das war ihr Lieblingswein - genehmige ich mir einen Tokay Aszu – teuer, süß, umwerfend..... alles sehr lecker. Was fehlt ist die Zigeunermusik mit einem feurigen Primas, der die Saiten seiner Geige zum Weinen und die Herzen der Zuhörer zum Schmelzen bringt. Schade.

Budapest Vaci utca

Am nächsten Tag geht’s auf den Gellertberg - raus aus dem Hotel und immer nach oben bis zur Zitadelle, einer gewaltigen Festungsanlage. Sie wurde von den Österreichern gebaut, um die freiheitsliebenden Ungarn in Schach zu halten. Heute gibt’s hier ein Restaurant, ein Hotel, ein Museum. Die Zitadelle mitsamt dem Berg gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Freiheitsstatue zu Ehren der im Weltkrieg gefallenen Soldaten wacht über Budapest, vielleicht nicht ganz so spektakulär wie Jesus über Rio, aber doch schon beeindruckend.

Beim Abstieg vom Gellertberg komme ich beim Denkmal des Bischofs Gellert vorbei, nachdem der Berg benannt wurde. Heiden sollen den Bischof in ein Fass gesperrt und vom Berg in die Donau gerollt haben, weil er das Christentum verbreiten wollte. Am Fuße des Denkmals spannt sich die Elisabethbrücke dekorativ über die Donau.

Budapest Gellertberg Elisabethbrücke Panorama

Zu Fuß spaziere ich am Donauufer entlang bis zur Kettenbrücke. Früher waren die Donaustufen ein beliebter Platz zum Verweilen, man konnte seine Melonenscheibe verspeisen und das Treiben auf dem Fluss beobachten, heute versperren Leitplanken den Zugang, niemand sitzt heute mehr auf den Donaustufen, schade. Die Kettenbrücke mit ihren dekorativen Löwenköpfen ist die älteste Brücke Budapests.

Von hier aus werde ich den Burgberg in Angriff nehmen, aber diesmal mit dem Lift.
Die Budaer Burg ist das größte Gebäude Ungarns und hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, die im 13. Jahrhundert begann. Immer wieder wurde sie zerstört, wieder aufgebaut, erweitert, verändert. Hier regierten die ungarischen Könige, lagerte die türkische Besatzungsmacht, baute Maria Theresia. Heute beherbergen die verschiedenen Flügel das Historische Museum, die Nationalgalerie, die Nationalbibliothek und ein Museum für moderne Kunst. Für alles reicht die Zeit nicht, aber das Historische Museum lass ich mir nicht entgehen. Viele Ausstellungsstücke stammen aus Ausgrabungen auf dem Burgberg selbst.

Budapest Burg Fischerbastei

Die Fischerbastei ist ein beliebtes Ausflugsziel, denn auch hier gibt’s wieder ein super Panorama, diesmal mit Blick auf das Parlament. Und natürlich gehört auch der Burgberg mit allem drum und dran zum Weltkulturerbe.

Am letzten Tag gönne ich mir eine Ausfahrt auf der Donau. Es geht flussaufwärts in Richtung Margareteninsel. An Bord herrscht eine nette Athmosphäre. Ich bestelle mir ein Getränk und genieße die Aussicht auf die Donauufer. Kommentare in mehreren Sprachen aus dem Lautsprecher sorgen dafür, dass die Touristen Budapest gebildet verlassen.

Da kommt auch schon das Parlament in Sicht, es ist über 260m lang und hat mehr als 690 Zimmer, sagt der Lautsprecher.
In einem der Räume liegen die ungarischen Kronjuwelen und die Krone von König Stefan zur öffentlichen Bewunderung aus. Ich nehme mir vor, das beim nächsten Besuch anzusehen.

Budapest Parlament

Leider gingen die drei Tage viel zu schnell vorbei. Aber ich komme ich noch mal wieder, wenn die Baustellen alle fertig sind. Viszontlátásra.